Landwirtschaft - Abenteuer oder Albtraum?
Viele Menschen, die auf dem Land arbeiten, müssen ihren Lebensunterhalt hart bestreiten. Schließlich haben sie eine starke Konkurrenz, die ihnen das Wasser abgräbt. Kein Wunder, dass die Jugend vom Land flüchtet. Für andere ist das Landleben wiederum ein Abenteuer. Neben dem Ganzen entwickeln sich neuartige Arten des Zusammenlebens von Mensch und Tier.
Innerhalb der Landwirtschaft ist die Arbeit eng mit dem Familienleben verbunden. Das ist unter anderem in Niedersachsen heute noch der Fall. Die Menschen leben in Großfamilien zusammen und arbeiten gemeinsam im bäuerlichen Betrieb. Jede Person hat ihre Aufgabe. Als hätte es die Industrialisierung nie gegeben. Das ist fast schon eine romantische Vorstellung. Es kann auch schön sein. Kann! Aber was, wenn man nicht so gut auf die Familie klar kommt?
Was wenn man ganz andere Interessen hat, als die Landarbeit? So geht es vielen jungen Menschen. Sie ziehen in die Stadt, um eine Ausbildung zu machen, zu studieren oder einfach mal was anderes zu sehen. Viele nehmen sich vor, irgendwann zurück zu kehren. Daraus wird aber meistens nichts. So entwickeln sich Dörfer und Kleinstädte zu Seniorensiedlungen. Nach der aktuellen (2017) Studie des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) sind zwischen 2005 und 2015 37 Prozent der mittleren Städte und 52 Prozent der kleinen Städte stark zusammengeschrumpft. Dort trifft man nicht einmal mehr 100 Einwohner pro Quadratkilometer.
Der Trend wird sich fortsetzen. Zugleich gibt es Städter, die von dem hektischen Leben der Stadt genug haben und sich auf dem Land eine Existenz aufbauen wollen. Allerdings sind es herzlich wenige. Zudem ist es schwierig auf dem Land Fuß zu fassen, da die Menschen dort eine eingeschworene Gemeinschaft sind, die allen Neuankömmlingen gegenüber skeptisch reagiert. Somit verstärken die Landbewohner ihr Problem.
Starke Konkurrenz durch Großindustrielle
Das Leben auf dem Bauernhof ist hart. Man braucht gar nicht erst damit anzufangen, die Arbeitsstunden zu zählen. Die Pflanzen und die Tiere stellen Forderungen, da kann man nichts auf morgen verschieben. Dazu sind die Preise im Keller und die Absatzmärkte versiegt. Ob Äpfel, Kartoffeln oder Milch, das ist alles nichts mehr Wert und man bekommt es auch nicht mehr los. Der Grund dafür sind Konzerne, die riesige Monokulturen und Massentierhaltung betreiben. Sie können es sich leisten, ihre Erzeugnisse zu Dumpingpreisen in den Supermärkten zu verteilen. Dadurch ruinieren sie den Absatz kleiner und mittelständischer Betriebe. Viele haben bereits aufgegeben. Außerdem leiden die Umwelt und die Tierwelt durch diese exzessive Ausbeute.
Bio und fair bleibt eine Herausforderung
Unter den Bauern gibt es auch Idealisten, die biologisch nachhaltige Produkte herstellen möchten, die dazu auch noch fair gehandelt werden und wo der Umwelt sowie der Tierwelt nicht ganz so übel mitgespielt wird. Bio ist die Zukunft, ganz klar! Aber wann fängt diese Zukunft an? Diejenigen, die darauf setzen, werden sie nicht mehr erleben. Zwar ernähren sich immer mehr Menschen bewusst, aber die große Masse greift nach wie vor zu Billigfleisch und Importgemüse aus Spanien, wo die Mitarbeiter in den Gewächshäusern aufgrund der Pestizide keine 30 Jahre alt werden.
Wenn man mit Menschen spricht, behaupten sie stets, Bio einzukaufen, insbesondere wenn sich das Thema um Fleisch und die Qualmethoden der Massentierhaltung geht. Aber ein Blick auf die Statistiken zeigt ein anderes Bild: Bio-Produkte machen, nach einer Studie von Foodwatch, lediglich 4,8 Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland aus. Der Bio-Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in der Bundesrepublik beträgt 7,1 Prozent. Bei Fleisch ist der Bio-Anteil noch kleiner: Im Jahre 2016 lag er bei Geflügel bei 1,4 Prozent, bei rotem Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Schaf, Kalb) bei 1,8 Prozent und bei Fleisch- und Wurstwaren nur bei 1,2 Prozent. (Die Erhebungen stammen aus den Jahren 2015 und 2016).
Folglich ist es für nachhaltige Bauern sehr schwer, sich auf dem Markt zu behaupten. Sie müssen schon eine ordentliche Portion Idealismus mitbringen, um das fast brotlose Business durchzuziehen.
Wer arbeitet sonst noch in der Landwirtschaft?
Neben kleinen und mittelständischen Bauern, den Idealisten und den landwirtschaftlichen Großkonzernen, gibt es noch die Saisonarbeiter (oft aus dem Ausland), die, wenn sie Glück haben, für den Mindestlohn bei den Großbetrieben eingesetzt werden. Daneben gibt es noch Praktikanten und Ferienjobber. Hinzu kommen Ein Euro-Jobber und Hartz IV-Empfänger, die unter Androhung von Kürzungen zur Landarbeit gezwungen werden.
Hin und wieder trifft man auf Reisende, die nichts auf der hohen Kante haben. Durch die Mitarbeit in kleineren bäuerlichen Betrieben, erwirtschaften sie sich Kost und Unterkunft, so dass eine Reise für sie überhaupt möglich wird. Dann gibt es noch gelangweilte Städter, für das Landleben eine willkommene Abwechslung darstellt, wenn nicht sogar ein Abenteuer. Sie zahlen manchmal sogar dafür, um kostenfrei mit anpacken zu dürfen. Und dann gibt es noch eine weitere Kategorie, eine nicht kommerzielle: Die Lebenshöhe oder Gnadenhöfe.